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Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Bildung für nachhaltige Entwicklung ist die dritte inhaltliche Säule der pädagogischen Arbeit im Kinderforscher*zentrum HELLEUM. Orientierungsgrundlage dieser Bildungsbemühungen ist das Konzept der „Gestaltungskompetenz“.

Weltdekade Bildung für nachhaltige Entwicklung der vereinten Nationen lief 2005-2014. Weltweit sollen in den Bildungssystemen die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung verankert werden. Ziel ist es, die Gesellschaft zukunftsfähig zu machen und kommenden Generationen die gleichen Lebensbedingungen, wie sie heute existieren, zu ermöglichen. Das aber kann nicht ohne tiefgreifende Veränderungen geschehen, denn: wichtige Ressourcen, die den heutigen Lebensstandard gewährleisten neigen sich in naher Zukunft dem Ende zu. Verschärft wird dieser Umstand durch einen prognostizierten erheblichen Anstieg der Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten und damit verbundener steigender Nachfrage. Zusätzlich verursachen heutige Lebens- und Wirtschaftsformen empfindliche Eingriffe in Natur und Ökosysteme mit bekannten Folgen. Daher soll nachhaltige Entwicklung ökologische, ökonomische und soziale Aspekte im Blick behalten und berücksichtigen.

Wie aber kann das erreicht werden?

Die Kompetenzen aller Bürger sind entscheidend für nachhaltige Entwicklung und sozialen Zusammenhalt, so die OECD Bildungsminister.(Anm.1) Daher wurden im Rahmen des DeSeCo-Projektes(Anm.2) Schlüsselkompetenzen identifiziert, die es zu fördern gilt. Diese wiederum bildeten die Grundlage für das im Rahmen des Projekts „Transfer 21“ entstandene Konzept der „Gestaltungskompetenz“(Anm.3), welche in die folgenden zwölf Teilkompetenzen ausdifferenziert wurde:

  1. Perspektivübernahme
  2. Antizipation
  3. disziplinübergreifende Erkenntnisgewinnung
  4. Umgang mit unvollständigen und überkomplexen Informationen
  5. Kooperation
  6. Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata
  7. Partizipation
  8. Motivation
  9. Reflexion auf Leitbilder
  10. moralisch Handeln
  11. eigenständig Handeln
  12. Unterstützung anderer

Die Förderung dieser Kompetenzen soll Menschen in die Lage versetzen, nicht nachhaltige Entwicklungen aktiv zu analysieren und zu bewerten. Sie sollen befähigt werden, das eigene Leben nach Kriterien der Nachhaltigkeit auszurichten und gemeinsam mit anderen nachhaltige Entwicklungsprozesse zu initiieren.(Anm.4)

Auf welche Weise wird die Gestaltungskompetenz im HELLEUM bei den Kindern gefördert?

Die pädagogische Gesamtausrichtung des Kinderforscher*zentrums orientiert sich am Lernwerkstattkonzept. In einer offenen Lernumgebung wird ohne reglementierende Vorgaben und Instruktionen individuelles und interessengeleitetes Lernen ermöglicht. Auf diese Weise werden Bedingungen geschaffen, die zur Anbahnung und Entwicklung oben genannter Teilkompetenzen beitragen. Ein sorgfältig durchdachtes Lernarrangement und die unterstützende Lernbegleitung durch Pädagogen bilden die Rahmenbedingungen für die Aktivitäten der Kinder. Partner, Material, Arbeitsweise, Inhalt und Zeitrahmen der Beschäftigung sowie die Methoden, mit denen sie ihren eigenen Fragen nachgehen, bestimmen die Kinder selbst. Hierbei werden Kompetenzen, wie eigenständiges Handeln, die Bewältigung individueller Entscheidungsdilemmata, Partizipation, Kooperation, Perspektivübernahme und die Unterstützung andererherausgefordert und gestärkt. Das selbstbestimmte und eigenverantwortliche Agieren trägt zusätzlich dazu bei, Selbstwirksamkeit zu erfahren und Motivation aufzubauen.

Im Kinderforscher*zentrum werden die Kinder mit Phänomenen der Naturwissenschaft, Technik und Umwelt konfrontiert. Diese Begegnung löst in der Regel Verwunderung, eigene Fragen und oft eine produktive Unruhe aus. Die Kinder denken über Beobachtetes nach, versuchen Probleme zu bewältigen, reflektieren mit anderen die Beobachtungen und versuchen gemeinsam oder auch alleine erste Erklärungen zu finden. Je intensiver sie sich mit einem Sachverhalt auseinandersetzen, umso klarer zeigt sich ihnen die Komplexität desselben. Die Handlungskette und Erkenntnisgewinnung folgt dabei keinem didaktischen - in Disziplinen und Schwierigkeitsstufen zergliederten - Ablaufplan sondern entspringt dem unmittelbaren Tun. Dabei gehen die Kinder mit unvollständigen und überkomplexen Informationen um und vollziehen eine disziplinübergreifende Erkenntnisgewinnung. Um mögliche Lösungen zu finden bedarf es der Fähigkeit der Antizipation.

Abgesehen von der Förderung dieser Kompetenzen, beinhalten die Workshops zugleich die Auseinadersetzung mit Themen im Sinne der BNE wie zum Beispiel die Nutzung nachwachsender Rohstoffe, regenerative Energien, Recycling, Ressourcenmanagement (Boden, Wasser, Abfall) oder Umweltverschmutzung (Boden, Wasser, Luft). Ein wichtiger Grundsatz dabei ist es, nicht in abstrakten Beschreibungen von Problemen - einer den Kindern fremden - Erwachsenenwelt zu verbleiben, sondern immer den Bezug zur Lebenswelt der Kinder zu suchen. Kinder "be-greifen" die Welt in dem sie handeln und aktiv werden. Daher findet die BNE im HELLEUM immer in Handlungszusammenhängen statt: im Workshop "Müll macht`s" können die Kinder zum Beispiel das Prinzip des Recycling nachvollziehen, indem sie Müll zur Herstellung von Spielzeug nutzen.

Anmerkungen

Anm.1 | vgl. www.deseco.admin.ch Stand 2013
Anm.2 | DeSeCo = Definition and Selection of Competencies
Anm.3 | vgl. de Haan, G. (2008) S. 30f
Anm.4 | vgl. de Haan, G. (2008) S. 30f

Literatur

Bormann, I.; de Haan, G. (Hrsg.) (2008) Kompetenzen der Bildung für nachhaltige Entwicklung
Wiesbaden: VS Verlag

Overwien, B.; Rode, H. (Hrsg.) (2013) Bildung für nachhaltige Entwicklung
Berlin: Verlag Barbara Budrich

Bundesministerium für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (2009) Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Grundschule
Berlin: Zeitbildverlag